Wie Umgangskontakte bereichernd werden können

Sind Umgangskontakte sinnvoll? Wie geht es den Pflegeeltern im Besuchskontakt? Ist es normal, wenn mein Pflegekind vor und nach Kontakten völlig durcheinander ist? Auf diese und viele weitere Fragen ging kürzlich Sunitra Tuli in ihrem Vortrag vor Westfälischen Pflegefamilien in unserer Einrichtung ein. Die Ausführungen der Dipl. Psychologin stießen auf rege Beteiligung bei den Pflegeeltern.

Für die Pflegekinder können die Umgangskontakte eine Chance und Bereicherung sein. Sie können der Stärkung des Selbstwertgefühls dienen und den Pflegekindern die Botschaft vermitteln, dass trotz aller Widrigkeiten die leiblichen Eltern sie nicht vergessen haben“, so die Referentin.

Gleichwohl gebe es auch Risiken. So könnten die Pflegekinder erleben, dass sich ihre leiblichen Eltern überhaupt nicht für sie interessieren und evtl. erneuten Grenzüberschreitungen ausgesetzt sind; Beispielsweise durch übermäßige Umarmungen, Begrüßungen und „Küsschen“, auch gegen den Willen der Kinder.

Besonderes Augenmerk legte Tuli auf den Bereich Traumapädagogik. Auf die Gestaltung der Umgangskontakte hätten traumapädagogische Aspekte einen besonderen Stellenwert. Beispielsweise wäre es aus Sicht der Pflegekinder sehr wichtig, dass sie an der Gestaltung der Kontakte mitwirken und mitbestimmen können. „Das gibt ihnen Sicherheit und Mut. Gerade bei traumatischen Erfahrungen der Pflegekinder durch ihre leiblichen Eltern ist es sehr wahrscheinlich, dass viele belastende Gefühle angesprochen und aktiviert werden. Umso wichtiger sind für die Pflegekinder die Sicherheit bietenden Pflegeeltern und die WPF-Familienberaterin, die an ihrer Seite stehen“, so Tuli.

Die anwesenden Pflegeeltern fragten viel und brachten sich mit ihren Anliegen aktiv ein. Das machte nochmals sehr anschaulich, wie vielfältig, emotional anstrengend, aber auch bereichernd Umgangskontakte sein können. „Letztlich können diese Kontakte wesentlich dazu beitragen, dass die Integration des Pflegekindes in der „neuen“ Familie gelingt“, so die Expertin.

Abschließend gab die Referentin noch einen ganz wichtigen Satz mit auf den Weg: Sie ziehe den Hut vor den Pflegeeltern, weil diese in den Umgangskontakten häufig eine Achterbahn der Gefühle erleben würden.